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Predigt

17.03.19 – Armin Kistenbrügge – Gott und Welt, eine Liebesgeschichte

Armin Kistenbrügge: Predigt vom 17.3.2019

Predigt über Joh 3,14-21: Gott und Welt – eine Liebesgeschichte

Am Sonntag Reminiscere, 17.3.2019 in Greifenstein und Edingen

Liebe Edinger (Greifensteiner) Geschwister!

Letzte Woche hatten wir Vorstellungsgottesdienst. Und die Konfis haben allen gezeigt, was sie in den zwei Jahren vom Evangelium begriffen haben. Jeder Konfi bei uns muss sagen können, was für ihn das Gute an der guten Botschaft ist! Warum das die schönste Message ist, die die Welt kriegen kann!

Wie würdet ihr das kurz und charmant, also gewinnend, sagen, dass ihr also teilt, was ihr liebt? Manche von euch würden vielleicht Johannes 3,16 nehmen. „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.“

Ich habe in meiner Zeit bei der Heilsarmee gab es da einen ehrenamtlichen Saltutisten, ein einfacher Mann, nicht die hellste Birne am Leuchter. Postbote. Der hatte ein schräges Hobby. Er konnte Johannes 3,16 in über 90 Sprachen. Auswendig. Ich musste schmunzeln, als der das mal stolz erzählte, und dachte: „Wenn der sonst keine Hobbies hat…“ Eines Abends waren wir nach einer Straßenaktion auf der Reeperbahn auf dem Weg zurück ins Haus der Heilsarmee in der Talstraße, wo noch ein Abendgottesdienst gefeiert werden sollte. Da liefen uns zwei kleine junge Männer über den Weg. Und sahen so aus wie bestellt und nicht abgeholt. Echt verloren. Es waren Matrosen, die trifft man nicht mehr so häufig in St. Pauli. Die konnten kein Wort Deutsch, nur sehr gebrochen Englisch. Mein sprachenkundiger Freund fragte sich durch seinen Sprachenschatz: „Hablas espanol? No? English? Ah, you are Phillipine!“ Und dann nahm er Aufstellung und deklamierte Johannes 3,16 auf Filipino: „Kaya’t iniibig ng Diyos ang sanlibutan, na ibinigay niya ang kaniyang bugtong na Anak, upang ang sinumang naniniwala sa kanya ay hindi mapahamak kundi magkaroon ng buhay na walang hanggan.“ Die Augen der beiden Jungs strahlten. Das kannten sie. Das hat sie verbunden. Mit einem Postboten aus Hamburg. Alles war gut. Gott war hier, und sie waren nicht verloren. Die beiden ließen sich von ihm ins Schlepptau nehmen, damit sie an dem Abend bei der Heilsarmee auch noch was zu essen bekämen. Und ich stand da wie Hein Blöd, mit meinem Altgriechisch kurz vorm ersten Theologie-Examen. Gott spricht Menschen lieber auf Augenhöhe an, dachte ich. Und war so klein mit Hut.

Diese schönste Message der Welt möchte ich euch heute noch ein kleines Stückchen näher bringen. „So hat Gott die Welt geliebt, dass er ihr seinen einzigen Sohn schenkte, damit sie mit ihm nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ Es geht um Alles. Um Gott und die Welt. Das ist die größte Liebesgeschichte aller Zeiten. Die gewinnt Gestalt in Jesus. Er ist Gottes Liebeserklärung. An die Welt. Mit Jesus kommt Gott selber. Auf Augenhöhe. Und bringt nicht irgendwas mit, irgendeine Medizin, oder irgendeine Erklärung von oben herab, irgendeine Software oder irgendeine Hardwarenachrüstung, die die Welt rettet. Die Welt wird nämlich nicht dadurch gerettet, weil Gott uns belehrt, wie wir es richtig machen. Die Welt wird überhaupt nicht durch Taten gerettet. Sondern durch Vergebung. Durch Liebe. Die nicht aufgibt. Und die geht so weit, dass auch ihre Zurückweisung durch die Menschen seine Liebe nicht zerstört, sondern in seiner ganzen Tiefe zeigt: In der Vergebung, die diese Zurückweisung aushält und heilt. Auch dann, als dieses: „Wir wollen dich nicht“ dazu führt, dass Jesus an ihr stirbt. Selbst da war die Liebe Gottes nicht am Ende, sondern am Ziel. Weil sie nämlich den Tod, das definitive Ende alles Zusammenseins, mit in die Liebe eingeschlossen hat. So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er um den Tod keinen Bogen gemacht hat, sondern ihn zu Tode geliebt hat. Ihn so doll umarmt hat, dass dem Tod die Luft ausgegangen ist.

Und jetzt ist die Welt gerettet, weil der Tod in ihr nicht mehr das letzte Wort hat. Er steht nicht mehr am Ende, sondern nur noch an vorletzter Stelle. Und diese Botschaft ist endgültig ist: Die Liebe gewinnt am Ende. Und wenn du dieser Liebe dein Herz öffnest, dann zieht sie bei dir ein. Dann bist du schon jetzt Teil dieses ewigen Lebens, das die Lieblosigkeit und den Tod überwunden hat. Das ist Glaube: Gott diese Liebe glauben – und erwidern.

Du wirst also durch Glauben gerettet. Darum geht’s. Das ist das Wichtigste. Daran entscheidet sich dein Leben: Ob du mit Gott verbunden bist – und bleibst. Oder am Ende mit dir alleine stirbst. Du sprichst dir dein Urteil selber. Am Glauben entscheidet sich das, nicht an deiner Kraft oder deinem Wissen oder was du alles richtig machst.

Das ist die Message, die Gott hat. Das ist alles. Aber das ist nichts, wenn diese Botschaft bei dir nur eine Info bleibt. Was Äußerliches. Das du im Ohr hast, das dir aber nicht in den Kopf will und schon gar nicht ins Herz. Das ist, als würdest du auf eine Liebeserklärung antworten: „Du liebst mich also. Gut zu wissen. Ist aber für mich persönlich uninteressant.“

Ich möchte daran heute versuchen, was zu ändern. Dass da bei dir was ankommt von Gottes Liebeserklärung. Wie merkst du eigentlich, dass Gott dich wirklich liebt? Schön mal drüber nachgedacht? Viele können auch deshalb nichts mit Gott anfangen, weil sie von seiner Liebe schlicht nichts merken. Wie also zeigt sie sich, und du merkst es? Liebe ist ja nicht in erster Linie ein Gefühl, sondern etwas, was zwischen Menschen geschieht. Eine Art von Kommunikation. Eine Sprache, kann man sagen. Die man sprechen lernen muss. Der amerikanische Pastor und Seelsorger Gary Chapman hat gezeigt, dass Menschen verschiedene Sprachen der Liebe sprechen, um auszudrücken, dass sie jemanden lieben: Die „fünf Sprachen der Liebe“. Und sie fühlen sich besonders dann wirklich geliebt, wenn jemand ihnen genau auf diese Art und Weise ihre Liebe zeigt, wie sie es tun. Zum Beispiel: Durch Zärtlichkeit: „Ich will dir körperlich nahe sein.“ Oder durch Wertschätzung. Durch Lob und Anerkennung: „So wie du bist, bist du gut.“ Durch ungeteilte Aufmerksamkeit: „Ich habe Zeit, nur für dich. Ich höre dir zu und verstehe dich.“ Auch durch Hilfsbereitschaft: „Auf mich kannst du dich verlassen. Zähl auf mich. Ich bin für dich da.“ Oder durch Geschenke, die einem zeigen: „Das bist du mir wert. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, was dir gefällt.“

Um zu spüren, dass du geliebt wirst, muss der oder diejenige das in der Sprache tun, die deine ist: also Zärtlichkeit oder Wertschätzung, Hilfsbereitschaft oder Aufmerksamkeit oder Geschenke. Willst du zeigen, dass du jemanden liebst, damit die sich wirklich geliebt fühlt, musst du umgekehrt nicht nur deine Sprache der Liebe kennen, in der du normalerweise anderen deine Liebe zeigst. (Gary Chapman behauptet, jeder hat zwei „Muttersprachen“ der Liebe, die er bevorzugt) Du musst auch auf der Wellenlänge funken, auf der die andere unterwegs ist. Du musst ihre „Muttersprache der Liebe“ kennen – und sprechen. Denn erst, wenn du ihre Sprache sprechen gelernt hast (wenn es nicht deine eigene ist), kann sie merken, dass du sie wirklich liebst, und die Botschaft kommt an und sie fühlt sich wirklich geliebt. (Oder er)

In welcher Sprache möchtest du hören, dass Gott dich liebt? Der eine erwartet Geschenke. Den spürbaren Segen Gottes. Die andere, dass Gott immer fühlbar nahe ist. Für sie da ist. Der dritte, dass Gott hilft, wenn man ihn wirklich braucht. Die vierte so, dass ich mich mit Gott einfach besser fühle. Oder durch Wertschätzung: Gott liebt dich so, wie du bist, als wärst du der einzige Mensch auf Erden. Ich glaube, dass Gott in jeder dieser Sprachen seine Liebe zeigt. Aber nicht immer. Seine eigene Sprache, wie er seine Liebe „offenbart“, die liegt noch dahinter: Es ist die Geschichte von Jesus. Wer Gottes Liebe verstehen will, muss sich in die Geschichte von Jesus, wie er ist und was er getan hat, vertiefen. Und nicht zuerst nach Segen, Glücksgefühlen, Hilfe oder Wertschätzung abgesehen von dieser Story suchen. Es sind nicht die großen Gefühle, die uns mit Gott verbinden. Es ist diese gemeinsame Geschichte. Das ist die Sprache der Liebe Gottes. Deshalb: Leb in dieser Geschichte. Als würdest du dabei sein. Und du erlebst die Liebe Gottes. Und dann merkst du, wie Gott auch deine Sprache der Liebe spricht. Und dich segnet. Und dir nahe ist, mitten im Dunkel. Und er dich nicht hängen lässt, sondern alles gibt, um dir zu helfen. Spätestens rechtzeitig. Und dich wertschätzt, mit deinen Stärken und mit deinen Schwächen. Und sich bei dir ein Gefühl für Gott breit macht und du dir nichts Schöneres vorstellen kannst, als ihn zurückzulieben.

Amen.